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Wolfgang Kiehnegestorben am 10. Oktober 2024

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Lieber Wolfgang,
Ich saß in meinem Rentnersessel vor meiner Bücherwand, als ich die Nachricht von Deinem Tod las und ich erstmal schlucken musste, obwohl ich, nachdem Du nicht auf meine Geburtstagsmail geantwortet und seit einiger Zeit auch die Spielergebnisse von Mainz 05 nicht mehr kommentiert hast, geahnt hatte, dass es Dir nicht gut geht.
Beim Blick auf meine Bücherwand sah ich zahlreiche Bücher, die Du mir geschenkt hattest, als Du nach Bayern gezogen bist. Dabei fiel mir Trude Herr ein, die mit Wolfgang Niedecken gesungen hat:
„Niemals geht man so ganz,
Irgendwas von mir bleibt hier
Es hat seinen Platz immer bei dir“
Alle Bücher beschäftigen sich mit der Situation der Arbeiterklasse und wie man sie theoretisch und praktisch verbessern kann.
Die Bücher beschreiben unsere Beziehung: Deine Belesenheit, Dein großes Wissen und Dein unermüdlicher Einsatz für die Belange der Beschäftigten waren für mich stets Vorbild. Von Deinen Erfahrungen, die Du bereitwillig mit mir und anderen geteilt hast, habe ich als Gewerkschaftsvorsitzender und Personalrat im ZDF profitiert. Wir haben gemeinsam an der Politik der SPD gelitten und dennoch unbeirrt, z.B. im Rahmen der AfA, versucht, im Interesse des „kleinen Mannes“ (und natürlich der kleinen Frau) SPD-Positionen bei den Mächtigen zu Gehör zu bringen.
„Bücher sind Grabsteine auf Verlorengegangenes, auf Erinnerungen und Gefühle“, hat Marcel Proust gesagt. Deine Bücher in meinem Regal sind Erinnerungen an einen großartigen Menschen, der jetzt gegangen, der aber nicht verloren gegangen ist. Denn:
Niemals geht man so ganz.
Irgendwas von Dir bleibt hier,
es hat seinen Platz, immer bei mir
Und das werden nicht nur Deine Bücher sein.
Ruhe in Frieden
Rudi